Basispflege bei Neurodermitis: Ein umfassender Leitfaden
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Sie äußert sich durch extrem trockene Haut, Rötungen, Juckreiz und Ekzeme, die das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Eine sorgfältige und regelmäßige Basispflege der Haut ist essenziell, um die Symptome der Neurodermitis zu lindern, die Hautbarriere zu stärken und Schübe zu verhindern. In diesem umfassenden Leitfaden werden die wichtigsten Maßnahmen zur Basispflege bei Neurodermitis vorgestellt und erläutert, wie sie helfen können, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
1. Warum ist die Basispflege bei Neurodermitis so wichtig?
Die Haut von Menschen mit Neurodermitis ist aufgrund einer genetischen Veranlagung oft nicht in der Lage, ausreichend Feuchtigkeit zu speichern und besitzt eine geschwächte Hautbarriere. Das führt dazu, dass die Haut leichter austrocknet, Risse bekommt und anfälliger für Umwelteinflüsse, Reizstoffe und Allergene ist. Ohne eine ausreichende Pflege können diese Faktoren Entzündungen und Juckreiz verstärken und häufige Krankheitsschübe auslösen.
Ziele der Basispflege
Die Basispflege zielt darauf ab:
- Die Hautbarriere zu stärken: Durch eine ausreichende Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit und Lipiden wird die Barrierefunktion der Haut verbessert.
- Reizstoffe fernzuhalten: Eine gestärkte Hautbarriere schützt vor dem Eindringen von Allergenen, Bakterien und anderen Reizstoffen.
- Juckreiz zu lindern: Regelmäßige Pflege kann den Juckreiz deutlich reduzieren und so den Teufelskreis aus Kratzen und Verschlimmerung der Symptome durchbrechen.
- Schübe vorzubeugen: Eine gut gepflegte Haut ist widerstandsfähiger und das Risiko von Entzündungsschüben kann gesenkt werden.
2. Die richtige Hautpflege: Produkte und Inhaltsstoffe
Die Wahl der richtigen Pflegeprodukte ist entscheidend, um die Haut optimal zu unterstützen. Hierbei sollten Produkte gewählt werden, die speziell für empfindliche und trockene Haut sowie Neurodermitis entwickelt wurden.
a. Feuchtigkeitspflege
Das A und O der Basispflege bei Neurodermitis ist die tägliche Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit. Die Haut verliert bei Neurodermitis vermehrt Wasser, wodurch sie austrocknet und anfälliger für Entzündungen wird. Feuchtigkeitsspendende Cremes, Lotionen oder Salben helfen, den Feuchtigkeitsgehalt der Haut zu regulieren.
- Cremes und Lotionen: Diese enthalten eine ausgewogene Mischung aus Wasser und Fetten, die sowohl Feuchtigkeit spenden als auch die Hautbarriere stärken. Feuchtigkeitsspender wie Glycerin, Urea (Harnstoff) oder Hyaluronsäure sind besonders wirksam.
- Salben: Sie haben einen höheren Fettgehalt und sind besonders geeignet für sehr trockene und rissige Haut. Sie bilden einen schützenden Film auf der Haut und verhindern so den Wasserverlust.
b. Inhaltsstoffe, auf die geachtet werden sollte
Es gibt bestimmte Inhaltsstoffe, die sich besonders positiv auf die Haut von Neurodermitis-Patienten auswirken können. Zu den bewährtesten gehören:
- Harnstoff (Urea): Dieser Wirkstoff ist einer der am häufigsten verwendeten Inhaltsstoffe bei der Behandlung von Neurodermitis. Er hilft, die Feuchtigkeit in der Haut zu binden und hat gleichzeitig eine leicht abschuppende Wirkung.
- Glycerin: Glycerin ist ein Feuchthaltemittel, das Wasser in der Haut anzieht und speichert. Es trägt dazu bei, die Haut geschmeidig und hydratisiert zu halten.
- Ceramide: Ceramide sind natürliche Lipide, die zur Stärkung der Hautbarriere beitragen. Sie unterstützen die Haut dabei, Feuchtigkeit zu speichern und schützen vor dem Eindringen von Reizstoffen.
- Nachtkerzenöl und Linolsäure: Diese ungesättigten Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und unterstützen die Regeneration der Hautbarriere.
c. Inhaltsstoffe, die vermieden werden sollten
Ebenso wichtig wie die Auswahl der richtigen Inhaltsstoffe ist es, Produkte zu vermeiden, die die Haut reizen könnten. Dazu gehören:
- Parfüme und Duftstoffe: Diese können die empfindliche Haut reizen und sollten daher vermieden werden.
- Alkohole: Alkoholhaltige Produkte trocknen die Haut aus und verstärken somit die Symptome der Neurodermitis.
- Konservierungsmittel: Einige Konservierungsstoffe, wie zum Beispiel Parabene oder Formaldehyd, können bei empfindlicher Haut Allergien auslösen.
3. Anwendungstipps für die Hautpflege
Neben der Wahl der richtigen Pflegeprodukte spielt auch die Art und Weise, wie sie angewendet werden, eine entscheidende Rolle.
a. Regelmäßige Pflege
Die Haut sollte mindestens zweimal täglich – morgens und abends – eingecremt werden. Besonders wichtig ist die Pflege nach dem Duschen oder Baden, da die Haut dann besonders aufnahmefähig für Feuchtigkeit ist. Es ist ratsam, die Pflegeprodukte innerhalb von drei Minuten nach dem Waschen aufzutragen, um den Wasserverlust aus der Haut zu minimieren.
b. Sanftes Auftragen
Die Pflegeprodukte sollten sanft auf die Haut aufgetragen und nicht einmassiert werden, um Reizungen zu vermeiden. Eine sanfte Verteilung der Creme oder Lotion reicht aus, um die Haut mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen.
c. Angepasste Pflege je nach Hautzustand
In akuten Phasen der Neurodermitis, wenn die Haut besonders entzündet oder gereizt ist, sollte auf Salben mit einem höheren Fettanteil zurückgegriffen werden. In ruhigeren Phasen, in denen die Haut weniger trocken ist, kann eine leichtere Creme oder Lotion ausreichend sein.
4. Weitere Maßnahmen zur Hautpflege
Neben der Verwendung von Pflegeprodukten gibt es weitere Maßnahmen, die zur Linderung der Symptome und zur Vorbeugung von Schüben beitragen können.
a. Baden und Duschen
Menschen mit Neurodermitis sollten das Baden und Duschen auf ein Minimum beschränken, da Wasser die Haut zusätzlich austrocknet. Statt täglicher langer Bäder empfehlen Experten kurze, lauwarme Duschen von maximal 5-10 Minuten. Dabei sollten milde, rückfettende Wasch- und Duschprodukte verwendet werden, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden.
- Rückfettende Badezusätze: Sie können helfen, die Haut vor dem Austrocknen zu schützen. Besonders geeignet sind Ölbäder oder medizinische Badezusätze, die Feuchtigkeit spenden und die Haut beruhigen.
- Kein heißes Wasser: Heißes Wasser trocknet die Haut aus und verstärkt den Juckreiz. Es sollte daher immer lauwarm geduscht oder gebadet werden.
- Trocknen der Haut: Nach dem Duschen oder Baden sollte die Haut sanft abgetupft und nicht gerieben werden, um zusätzliche Reizungen zu vermeiden.
b. Kleidung und Textilien
Die Wahl der richtigen Kleidung kann einen großen Einfluss auf den Hautzustand haben. Menschen mit Neurodermitis sollten bevorzugt Kleidung aus weichen, atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle oder Seide tragen. Synthetische Stoffe oder Wolle können die Haut reizen und den Juckreiz verstärken.
- Locker sitzende Kleidung: Enge Kleidung kann die Haut reizen und den Juckreiz verstärken. Es ist ratsam, lockere und atmungsaktive Kleidung zu tragen.
- Vermeidung von Wollstoffen: Wolle kann die Haut stark reizen und sollte daher vermieden werden.
- Waschmittel: Auch die Wahl des Waschmittels spielt eine Rolle. Duft- und farbstofffreie Waschmittel sind am besten geeignet, um Hautirritationen zu vermeiden.
c. Luftfeuchtigkeit
Ein trockenes Raumklima kann die Haut zusätzlich austrocknen. Besonders im Winter, wenn die Heizungsluft die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen senkt, sollte auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit geachtet werden. Luftbefeuchter können helfen, das Raumklima zu verbessern und die Hautfeuchtigkeit zu erhalten.
5. Ernährung und Neurodermitis
Die Ernährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Hautgesundheit. Bei manchen Menschen können bestimmte Nahrungsmittel Schübe auslösen oder verstärken. Häufige Nahrungsmittelallergien, die mit Neurodermitis in Verbindung gebracht werden, sind:
- Milchprodukte
- Eier
- Nüsse
- Weizen
- Soja
Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen ist, kann die Hautgesundheit unterstützen. Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch oder Leinsamen enthalten sind, haben entzündungshemmende Eigenschaften und können helfen, die Entzündungen in der Haut zu reduzieren.
Es ist ratsam, bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergien einen Arzt aufzusuchen, der entsprechende Tests durchführen kann. Eine gezielte Ernährungsumstellung kann helfen, Auslöser zu identifizieren und zu vermeiden.